Das Wappen Drei Zweige ist das Familienwappen der Familie Günther in Dresden, welches 2023 nach Abriss der Namenslinie neu gestiftet wurde.

Über Wappen allgemein

Der Aufbau eines Wappens folgt, ebenso wie seine Symboliken, strengen heraldischen Regeln. Unser Wappen folgt der deutschen heraldischen Tradition. Es ist ein Familienwappen, welches keinen Namen spricht, sondern Werte kündet.
Das Maß aller Dinge für die praktische deutsche Heraldik ist das Heraldik Wiki. Hier finden sich detaillierte Erklärungen, Darstellungen usw. für die Pflege, Aktualisierung, Verbindung, Trennung und Neustiftung von Wappen für verschiedene Zwecke. Da es sich bei der Heraldik um keine exakte Wissenschaft, sondern eine historische Hilfswissenschaft handelt, gibt es in manchen Themen gewisse Freiheiten, in anderen einen relativ stabilen Konsens, dem zu folgen ist, worüber die Wappenrollen wachen. Die Beratung eines erfahrenen und etablierten Heraldikers ist jedoch dringend zu empfehlen. Frage die Wappenrolle, bei welcher dein Wappen geführt wird oder geführt werden soll, welcher Heraldiker zu empfehlen ist.

Der Wappenschild

Im Wappenschild finden sich die Familienfarben. Das düstere, verführerische Schwarz steigt zum Blau der reinigenden Elbe auf. Das Gold der Sonne erstrahlt am gleichsam blauen Himmel, während das Silber des Mondes das führende Licht in schweren Zeiten und damit im schwarzen Teil liegt.

Wappenschild "Drei Zweige"
Wappenschild Familie Günther, Dresden
“Die Drei Zweige”

Aus dem Dunkel ins Licht.

Ex umbra in lucem. Unser Familienmotto ist gewissermaßen ewiger Optimismus, dass aus jeder noch so düsteren Zeit eine neue, hellere Zeit erwachsen wird. Das Dunkel wird vom silbernen Mond erhellt. Daher strahlt die heilende und mystische Mistel im Silberglanz, während die Eiche und die Hainbuche, für die guten Zeiten stehend, im Gold der Sonne glänzen.

Die Drei Zweige
Die Zweige stehen für drei Gehölze:

  • Die Eiche für Einigkeit und Heimat,
  • die Hainbuche für Fleiß und Schutz,
  • die Mistel für Heilung und Hoffnung.

Die silberne Mistel ist mystisch und magisch. Sie ist ein universelles Heilmittel und steht in alten Traditionen für die Friedensstiftung und die Versöhnung. Die Mistel blüht auch im Winter und ist im Schnee noch grün, was verdeutlich, dass das Leben immer und überall eine Chance hat.
Die Eiche steht für die Einheit der Familie und die Verbundenheit mit unserer deutschen Heimat. Sie ist fest verwurzelt im Boden und war schon seit Jahrtausenden ein besonderer Ort für den germanischen Ting (die Ratsversammlung der Germanen). Ihre Früchte nähren die Tiere des Waldes und ihre Standhaftigkeit ist symbolisch für die Geduld, die Ausdauer, die Robustheit und Resilienz in und nach schweren Zeiten.
Die Hainbuche ist eines der fleißigsten Gehölze unserer Wälder und Auen. Sie produziert schnell und viel dichte Hecken aber auch frei stehende Hainbuchen. Sie schützt durch ihre undurchdringlichen Hecken gegen Eindringlinge und Stürme. Ihre Bedeutung als Einfriedung und Schutzwall ist seit Jahrhunderten fester Teil der naturnahen Siedlungsweise der Deutschen. Zugleich ist sie ein bemerkenswert vielfältiges Ökosystem für allerlei Getier.
Die Lesart der Drei Zweige ist in Kürze: Heimat, Schutz und Heilung. Alles, was Familie sein und leisten soll.

Die Helmzier

Die Fama von der Zitronenpresse (das Dach der Dresdener Kunstakademie) ist unsere Helmzier. Ihre stilisierte Darstellung im Wappen ist den Regeln der Heraldik geschuldet. Der Schild symbolisiert das Familienmotto und die Grundwerte der Familie als Ganzes. Die Helmzier zeigt den Ort des Familienzweiges an, der den Wappenschild führt. In unserem Falle also Fama für den Dresdener Familienzweig.

Würde jemand einen Berliner Zweig mit dem Wappen identifizieren, wäre alles gleich bis auf die Helmzier, welche ihrerseits dann z.B. der Berliner Bär oder der Brandenburger (Preußische) Adler sein würde. Die Leipziger könnten den Löwen ihres Stadtwappens entlehnen usw. Natürlich kann jeder Zweig auch ein komplett eigenes Wappen haben.

Der Blason

Der Blason, die Beschreibung des Wappens, ist das eigentliche Wappen. Das Bild ist nur der Aufriss des Blasons, die künstlerische Interpretation des Wappens. Daher unterliegt diese grafische Darstellung gelegentlichen Überarbeitungen, um moderne gestalterische und technische Trends aufzugreifen oder bestimmte Verwendungszwecke besser zu unterstützen. Der Blason wird nur dann geändert, wenn sprachliche Anpassungen nötig sind. Inhaltliche Änderungen führen zu einem neuen Wappen.
Unser Blason lautet:

Mit erniedrigtem Leistensparren
geteilt von Blau und Schwarz,
oben vorne ein goldener Eichenzweig
mit zwei Blättern und einer Frucht,
oben hinten ein goldener Hainbuchenzweig
mit drei Blättern und drei Blüten,
unten ein silberner Mistelzweig.
Auf dem blau-golden bewulsteten Helm

mit blau-goldenen Decken
wachsend die goldene Dresdner Fama.

Woher kommen die Wappen?

Früher, als die Wappen entstanden sind, trugen Ritter im Kampf und im Turnier so viel Blech, dass sie nicht in der Lage waren, dieses ohne Hilfe anzulegen. Waren sie einmal eingeschraubt in ihre Rüstung, konnte man sie nicht mehr zuverlässig erkennen, also musste man sie kennzeichnen, damit auf dem Schlachtfeld oder im Turnier nicht der falsche Mann angegriffen wurde. Die Kennzeichen wurden auf die Schilde aufgemalt und fanden sich später auch auf den Helmen, Kleidung und Pferdedecken. Diese Zeichen wurden, da die Ritter und Knappen ebenso wie viele Turnierbesucher oft Analphabeten waren, hübsch gemalt und von Herolden verwaltet. Diese Verwaltung hatte sozusagen die Aufgaben der Ausweiskontrolle und Identitätsfeststellung. Bis zur Abschaffung des Adels in Deutschland im Jahre 1918 gab es für die Verwaltung der Wappen die Heroldsämter. In gewissen Belangen kann man bei adligen Wappen den Adelsrechtsauschuss ARA anrufen. Für bürgerliche Wappen, wie unseres, ist ausschließlich die führende Wappenrolle, in unserem Fall der Münchner Herold, zuständig.

Die Symbole auf den Wappen waren und sind vielfältig. Die Ursprünge der Wappen an sich gehen aber sehr viel weiter zurück. Der Bezug zu den Waffen (daher das Wort Wappen) war aber auch in der Antike bereits gegeben wie z.B. den Legionsadler (Aquila) auf den Standarten der römischen Legionen.

Wozu dient das moderne Wappen?

Heute ist das Wappen eine Identifikationsform für eine Familie. Sozusagen das Logo der Familie. Oft sind die Wappen sehr alt und weisen dem Kundigen den Weg durch die Familiengeschichte. Bisweilen werden Wappen modernisiert und unseren heutigen gestalterischen Möglichkeiten entsprechend überarbeitet. Die über Jahrhunderte gewachsenen Regeln der Heraldik (Wappenkunde ist nicht gleich Wappenkunst) beschreiben in wohl definierten Regelwerken, wie ein Wappen auszusehen hat, was es beinhaltet, wie es was ausdrückt usw. Welche Freiheiten es trotz der traditionsreichen Regelwerke gibt, erfährst du am besten im Beratungsgespräch mit einem Heraldiker.

Die Herolde betreiben die Wappenrollen. Das sind Bücher und/oder Datenbanken, welche die Wappenregistrierung und bibliographische Bekanntgabe, Archivierung und Aktualisierung betreiben. In der Regel findet sich eine Wappenrolle online ebenso wie als Druckwerk in allen großen Bibliotheken. Die Wappenrollen wachen über die korrekte Darstellung und Erklärung der Wappen und verwalten diese rechtlich und formell in unterschiedlich traditionalistischem Maße. Dadurch wird auch gesichert, dass es keinen Missbrauch an Wappen gibt, bzw. dass ein erkannter Missbrauch mit geeigneten rechtlichen Mitteln beendet werden kann.

Die Wappenrolle

Die Regelinterpretation durch die Herolde kann in Details variieren. Immerhin reden wir hier über mindestens 800 Jahre deutsche Bürokratie, Kunst, Kulturgeschichte und Eigensinn.
Wappen können und müssen bisweilen neu gestiftet werden, denn es gilt: “Name weg, Wappen weg”. Dies passiert beim Aussterben einer Namenslinie, bei Namensänderung durch Heirat oder Adoption und oft bei Scheidungen. Die modernen Familienkonstrukte sind oft recht flexibel und komplex. Die angestrebte Namenskontinuität ist heute keineswegs selbstverständlich. Die Bedeutung von Namen hat sich geändert und die Bedeutung der Familien ebenso. Damit unterliegt auch die Familientradition einem Wandel.

Bedeutung des Wappens in der modernen Welt

Die wesentliche Bedeutung des Wappens ist die Identitätsstiftung. Wer ein Wappen trägt weiß, wer er ist, wer seine Familie ist und was Familie im größeren Kontext bedeutet. Es ist eine Verbindung mit den Wurzeln der Familie, ihren Werten, ihrer Lebensweise und den damit verbundenen Traditionen.

Wappen "Drei Zweige" Familie Günther, Dresden
Wappen “Drei Zweige mit Fama”

Das Wappen ist ein Memorialzeichen, ein komplexes Zusammenspiel von Symbolen und konkreten Bezügen eben dieser Symbole, welche für die Familie und alles, was mit ihr in Zusammenhang steht, Identität und Orientierung gibt.

Wer ein Wappen trägt kennt seinen Weg und seinen Sinn. Im Zweifel reicht ein Blick aufs Wappen, denn dort steht alles, was man im Kern über die eigene Familie wissen muss.

Registrierung von Wappen

Unser Wappen ist in der Wappenrolle Münchner Herold registriert (Band XXII, Reg Nr 063 / 13072), aber auch in weiteren anderen, online verfügbaren, Verzeichnissen. Unser Wappen wurde vom Heraldiker und Wappenkünstler Stefan Steitz heraldisch betreut und künstlerisch interpretiert.